Veranstaltung: Der inszenierte Terrorismus 2003
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Datum: 30 Juli 2003
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin
Veramstalter: Ronald Thoden
Organisator: Ronald Thoden
Teinehmer: Ekkehard Sieker, Mathias Bröckers, Andreas Hauß, Gerhard Wisnewski, Andreas von Bülow, Eckart Spoo, Michael Opperskalski
Pressestimmen
Netzzeitung 02.07.2003
Was am 11. September wirklich geschah[1]
Von Ulrich Gutmair
Die Plakate waren kaum zu übersehen. Auf ihnen prangten die Zwillingstürme des World Trade Center im Morgenlicht, brennend. Das Bild ist bekannt, die nun hinzugefügte These vielleicht weniger. «Der inszenierte Terrorismus» war dort zu lesen, und eine Liste von Fragen: «Warum veröffentlichen die USA bis heute keine Beweise gegen Bin Laden? Warum wurden am 11. September nicht einmal Versuche unternommen, die Flugzeuge abzufangen? Warum wurden maßgebliche Personen der angeblich versagenden Geheimdienste befördert? Faktum: Die Planungen für eine Militär-Intervention in Afghanistan waren bereits am 9.9.2001 abgeschlossen – zwei Tage vor der angeblichen Begründung.» Die suggestive Botschaft von Bild, Überschrift und Fragenkatalog ist klar: Es waren keine Terroristen, die für die Anschläge vom 11. September verantwortlich waren, der Anschlag wurde inszeniert. Studenten, Kopftücher, Funktionseliten, Mahler So finden sich also am Montag in der Humboldt-Universität zu Berlin einige hundert Menschen ein. Die Schlange zum Vorraum des Audimax ist lang, sie reicht vom Innenhof bis in den ersten Stock, wo man sich um reservierte und schließlich freigegebene Karten schlägt. Es sind viele junge Leute darunter, manche vom Typ braver Student, manche mit Dreads und bunten Haaren. Es gibt aber auch Leute mittleren Alters, von denen mancher aussieht, als hätte er seine erste Lebenshälfte im real existierenden Sozialismus zugebracht, einer könnte gar als teutonische Version von Wladimir Putin durchgehen. Desweiteren anwesend eine bemerkenswert große Zahl von Frauen mit Kopftüchern, sie werden nachher eifrig Notizen machen. Vereinzelt auch eher skeptisch wirkende Leute, die sich womöglich vor allem dafür interessieren, welches diskursive Feld sich hier auftun wird. Und siehe da: auch Horst Mahler ist da.
Verschwörungstheorien lassen sich meist auf einen bestimmten Typ der dummen Frage reduzieren, die in unendlichen Variationen vorgetragen wird. Ist es also Zufall, dass Ronald Thoden, der sich selbst als «Dipl. Geograph und Politologe mit Schwerpunkt Geostrategie» beschreibt, mit der Frage «Ist es Zufall, dass?» eine Veranstaltung einleitet, die sich den Ungereimtheiten der offiziellen Geschichte des 11. September widmet? Auf dem Podium sitzen Andreas von Bülow («Bundesminister und Staatssekretär a.D.»), Eckart Spoo («langjähriger Korrespondent der Frankfurter Rundschau»), Ekkehard Sieker («bekannt durch seine Film-Beiträge für Monitor/WDR»), Gerhard Wisnewski («Buchautor, u.a. 'Das RAF-Phantom'») Michael Opperskalski («Geheimdienstexperte») und Mathias Bröckers («Autor des Buches '11.9.'»). Streit um bin Laden Die Beiträge der Mitwirkenden sind von höchst unterschiedlicher Qualität. Überzeugend legt Ekkehard Sieker dar, wie es der Propagandamaschinerie der Bush-Regierung gelang, mittels eines am 9.12.2001 ausgestrahlten Videos, auf dem Osama bin Laden zu sehen war, dessen planerische Urheberschaft für die Anschläge zu «beweisen». Siekers Darlegungen zeichnen ein trauriges Bild der Informationskriegsführung im 21. Jahrhundert, in die das Gros der westlichen Medien eingebettet zu sein scheint. Bin Laden erklärte auf diesem Video unter anderem angeblich: «Wir haben die Zahl der Toten im Voraus kalkuliert.»
Drei unabhängige Übersetzer, die nichts von einander wissen, werden daraufhin von «Monitor» gebeten, das Band zu übersetzen, das Ergebnis ist nicht allzu erstaunlich: Jeder, der die Geschehnisse des 11. Septembers vor dem Fernseher verfolgt hat, hätte zu Aussagen kommen können, die hier als Selbstbezichtigung bin Ladens verkauft wurden. «Und dann haben wir uns überlegt, wie viele Leute gestorben sind.» Rummsfeld und die Marionetten der CIA Sieker behauptet nicht, dass die von «Monitor» eingesetzten Übersetzer die einzig wahre Übersetzung vorgelegt haben. Er kritisiert aber die Tatsache, dass sonst niemand auf die naheliegende und journalistischen Mindeststandards entsprechende Idee gekommen ist, eigene Experten an die Bänder zu setzen. Dass Stefan Aust und Cordt Schnibbens «Spiegel»-Buch ein Jahr später nicht einmal den Streit um die Übersetzung erwähnt, erbost Sieker, der hier nichts anderes tut, als die Fahne der Kritik am Verfall der bürgerlichen Öffentlichkeit hochzuhalten. Was aber ist verblüffend an der Erkenntnis, dass die Bush-Regierung möglicherweise zu unfeinen Tricks greift, um zuhause und in der Welt die eigenen Kriegspläne zu begründen?
Und was hat solche Kritik im Kontext von kruden Verschwörungstheoretikern und schwadronierenden Ex-Staatsekretären zu suchen? Sie wird, und das wiederum ist bedauerlich, fürs suggestive große Ganze benötigt. Andreas von Bülow etwa mäandert in seinem völlig unzusammenhängenden «Referat» durch geopolitische Binsenweisheiten, die er mit dummen Witzen anreichert: Als er Rumsfeld zu «Rummsfeld» verballhornt, erreicht die Veranstaltung ihren Tiefpunkt. Von Bülow glaubt, dass die Drahtzieher hinter der Inszenierung des 11.9. in Wirklichkeit nur das Feindbild Islam in unsere Köpfe implantieren wollten. Auch der Geheimdienstexperte Michael Opperskalski glaubt nicht an die Existenz islamistisch motivierten Terrors, alle bekannten Terrorgruppen sind ihm mehr oder weniger Marionetten der Briten, der CIA oder des Mossad. Islamistischer Terror? Gibt es nicht! Hier zeigt sich der Kern jeder Verschwörungstheorie: Ihr liegt die unerschütterliche, im frühen 19. Jahrhundert stecken gebliebene Überzeugung der Aufklärung zugrunde, dass Menschen, allen voran die Mächtigen, immer rational handeln müssen. Jede Irrationalität ist der Sphäre der bloß oberflächlichen Ideologie zugehörig, unter ihr verbergen sich grundsätzlich Interessen und Vorsätze.
Auf der einen Seite wird so die Tatsache, dass die US-Regierung in der Tat die Ereignisse des 11. September in ihrem Sinne instrumentalisiert, zum Indiz dafür, dass sie bei den Anschlägen auf die eine oder andere Weise ihre Finger im Spiel hatte. Umgekehrt aber wird die Vorstellung komplett ausgeblendet, dass es unter den Milliarden von Muslimen weltweit auch solche geben könnte, die aus irrationaler Verblendung und mit einem starken Willen zur Macht ausgestattet tatsächlich andere Menschen terrorisieren könnten: Erstens sind Menschen rational, daher gibt es keinen islamistischen Terror, und zweitens hat die CIA ein rationales Interesse daran, dass es ihn gibt. Voila! Dabei hat kein vernünftiger Mensch je bezweifelt, dass sich die USA immer wieder terroristischer und paramilitärischer Gruppen bedienten, um in diversen Hinterhöfen mitzumischen. Atta sammelt Meilen Faszinierend an solchen Argumentationsweisen ist, wie sie die hoch komplexen Interaktionen zwischen verschiedenen Akteuren, deren Handeln seinerseits durch Einflüsse von Außen, irrationale Gefühle, rationale und egoistische Interessen geprägt wird, auf äußerst simple Verhältnisse reduzieren. Gleichzeitig werden banalste Vorgänge grundsätzlich in die ebenfalls hoch komplexen Strukturen der eigenen Hypothesen eingeordnet. So fragt Mathias Bröckers sein Publikum: «Mohammed Atta hat drei Tage vor dem 11.9. ein Miles-and-More-Konto eröffnet. Würde das jemand tun, der drei Tage später sterben will?» Warum denn nicht, Herr Bröckers, warum nicht? Wenn er ein wirklich gerissener Typ ist, der sich außerdem den Weg ins Paradies keineswegs versauen will, umso mehr: Täusche die Ungläubigen!
Für Erfrischung sorgt schließlich die Antifa, die ebenfalls Horst Mahler entdeckt hat. Der ist sich bekanntermaßen mit so manchem Podiumsteilnehmer darüber einig, dass womöglich Sprengungen im Inneren der Türme, und nicht etwa Flugzeuge, für deren Einsturz verantwortlich waren. Er dürfte sich auch darüber freuen, dass Andreas von Bülow ausgerechnet israelische Kräfte hinter deutschen Neonazis vermutet, sein Podiumskollege Wisnewski wiederum an anderer Stelle die These aufgestellt hat, die Selbstmordattentäter in Israel seien arme Leutchen, denen Mossad-Agenten Sprengstoffpakete in die Hand drücken.
Lautstarke «Nazis raus!»-Rufe bringen Ekkehard Sieker schließlich zur Feststellung, dass man mit völkischen Verschwörungstheorien, die im 11. September einen Anschlag auf das deutsche Volk wittern, nichts am Hut habe. Das allerdings ist beruhigend, zumindest für uns unparanoische Gemüter, die solch klare Worte für bare Münze nehmen. Trotzdem, ein kleiner Zweifel nagt: Ist es wirklich Zufall, dass Horst Mahler hier im Publikum sitzt?
Einzelnachweise
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