Veranstaltung: 9/11 Symposium Berlin 2003
Aus 9/11 Wiki
Datum: 7 September 2003
Ort: Berlin, Tempodrom
Veramstalter: 9/11 Truth Alliance international
Organisator: Ronald Thoden ; Nicholas Levis
Teinehmer: Gerhard Wisnewski, Andreas von Bülow, Ekkehard Sieker, Mathias Bröckers, Andreas Hauß, Mike Ruppert, Nafeez Ahmed, Daniel Hopsicker
Fragenkatalog:
- Warum ist die US-Luftabwehr am 11. September 2001 nicht aktiv geworden?
- Welche Erkenntnisse haben die Geheimdienste aus der Überwachung der Hamburger Terrorzelle vor deren Abreise nach den USA gewonnen?
- Warum wurden fünf verschiedene FBI-Ermittlungsvorgänge gegen El-Kaida-Terroristen vor dem 11.9. gestoppt?
- Welches Ergebnis erbrachten die Untersuchungen auffälliger Börsengeschäfte unmittelbar vor den Anschlägen?
- Warum überwies der pakistanische Geheimdienstchef 100 000 Dollar an Mohammed Atta?
- Welche Anschlagswarnungen erhielt das Weiße Haus im Sommer 2001?
- In welche US-Geheimdienstoperation war die Flugschule in Florida verwickelt, als Atta und seine Freunde dort ihre Flugausbildung begannen?
Besondere Vorkomnisse: Horst Mahler
Presseberichte
Die Zusammenstellung der Presseberichte stammt von der Webseite: http://www.911truth.org
Berliner Zeitung, 8. September 2003
Streit um die Hintergründe des 11. September [1]
Streit um die Hintergründe des 11. September
Experten fordern Aufklärung der Vorgänge / Magazin attackiert Verschwörungstheoretiker
Andreas Förster
BERLIN, 7. September. Zwei Jahre nach den Terroranschlägen in den USA ist in Deutschland ein Streit um die noch immer nicht restlos aufgeklärten Hintergründe der Ereignisse vom 11. September 2001 ausgebrochen. Das Nachrichtenmagazin Spiegel wirft mehreren deutschen Buchautoren, die in Veröffentlichungen Unstimmigkeiten und Widersprüche in der offiziellen Version des Tatgeschehens dargestellt haben, Fälschung von Beweisen vor.
Auf einem Symposium im Berliner Tempodrom hatten sich am Sonntag Journalisten, Politikwissenschaftler, Rechts- und Geheimdienstexperten aus den USA, Großbritannien, Italien und Deutschland versammelt, um ihre Zweifel an der offiziellen Darstellung der Abläufe vor und am 11. September zu begründen. Zunächst mussten sich die Experten jedoch gegen die Spiegel-Vorwürfe zur Wehr setzen.
Zeugenaussagen verfälscht
Nicholas Levis, einer der Veranstalter des Symposiums, warf dem Magazin vor, von Beginn an nur der von den US-Behörden verbreiteten offiziellen Version gefolgt zu sein. Das Magazin habe sich zum Sprachrohr Washingtons machen lassen und attackiere nun auf sehr unfaire Weise die Leute, die Zweifel und Fragen äußerten. "Die deutschen Medien sollten die Beweise der US-Regierung genauso prüfen wie die Behauptungen der Menschen, die Zweifel an der offiziellen Version haben", sagte Levis.
Der Fernsehjournalist Ekkehard Sieker, der unter anderem für das ARD-Magazin Monitor die Fälschungen der US-Ermittler bei der Übersetzung eines Bin-Laden-Interviews aufdeckte, warf dem Spiegel Inquisitionsmethoden vor. Alle Zweifler würden von dem Magazin zu Paranoikern erklärt, sagte Sieker. Damit habe sich der Spiegel vom kritischen und unabhängigen Journalismus verabschiedet.
Das Magazin konzentriert sich in seiner sehr polemisch angelegten Titelgeschichte auf drei Behauptungen, mit denen die Buchautoren ihre These stützen, wonach US-Geheimdienste an den Anschlägen vom 11. September beteiligt gewesen sein sollen. In allen drei Punkten weist der Spiegel nach, dass die Autoren Zeugenaussagen, die dieser These zuwider laufen, unterdrückt oder verfälscht wiedergegeben hätten. So stimme es etwa laut Spiegel nicht, dass sieben der angeblichen Terroristen noch am Leben seien - bei den Personen handele es sich lediglich um namensgleiche Araber, die sich nach den Anschlägen bei Zeitungsredaktionen gemeldet hätten. Ein Vergleich dieser Leute mit den veröffentlichten Fotos der mutmaßlichen Attentäter hätte das Missverständnis aufgeklärt, so das Magazin.
Auch im Fall der Flugzeuge, die ins Pentagon gerast und bei Shanksville in Pennsylvania abgestürzt sind, seien Zeugenaussagen in Veröffentlichungen manipuliert worden, weist der Spiegel nach. Mit diesen Manipulationen sollte der Eindruck erweckt werden, dass es sich bei den beiden Flugzeugen tatsächlich um einen Marschflugkörper beziehungsweise um eine Bombe gehandelt hatte - ein angeblicher Beweis für die These vom inszenierten Terrorismus.
Am Sonntagnachmittag hatten mehrere hundert Menschen den Weg ins Tempodrom gefunden, um sich bis in den Abend hinein von den internationalen Experten über die Widersprüche des 11. September aufklären zu lassen. Neben Vorträgen stand auch die Aufführung des US-Dokumentarfilms "Aftermath" auf dem Programm, der sich kritisch mit der offiziellen Tatversion auseinandersetzt.
Am Vormittag hatten sich die Teilnehmer des Symposiums in einer internen Sitzung auf sieben Fragen geeinigt, die unter anderem den Regierungen, Geheimdiensten und Ermittlungsbehörden in den USA und Deutschland mit der Bitte um Beantwortung übermittelt werden sollen. So wird unter anderem gefragt, welche Erkenntnisse das deutsche Bundeskriminalamt, die CIA und das FBI aus der Überwachung der so genannten Hamburger Terrorzelle vor dem 11. September gewonnen hatten.
Sieben unbeantwortete Fragen
Folgende bislang unbeantwortete Fragen stellen die Teilnehmer des Symposiums deutschen und US-Behörden:
Warum ist die US-Luftabwehr am 11. September 2001 nicht aktiv geworden? Welche Erkenntnisse haben die Geheimdienste aus der Überwachung der Hamburger Terrorzelle vor deren Abreise nach den USA gewonnen? Warum wurden fünf verschiedene FBI-Ermittlungsvorgänge gegen El-Kaida-Terroristen vor dem 11.9. gestoppt?
Welches Ergebnis erbrachten die Untersuchungen auffälliger Börsengeschäfte unmittelbar vor den Anschlägen? Warum überwies der pakistanische Geheimdienstchef 100 000 Dollar an Mohammed Atta?
Welche Anschlagswarnungen erhielt das Weiße Haus im Sommer 2001? In welche US-Geheimdienstoperation war die Flugschule in Florida verwickelt, als Atta und seine Freunde dort ihre Flugausbildung begannen?
Der Tagesspiegel, 08.09.2003, Berlin
Was geschah wirklich am 11. September?[2]
Das Tragische und das Komische liegen oft ganz nah beieinander, das wussten schon die alten Griechen. Das Absurde ist dann auch nicht fern. Zum Beispiel gestern Nachmittag im Tempodrom. Auf dem Podium in der Kleinen Arena rund ein Dutzend nachdenklich dreinblickender Personen, Männer überwiegend, von denen einer sehr ernste Fragen zum 11. September in den Raum stellt. Warum denn beispielsweise die Jagdflugzeuge, die doch sonst jedes irrgeleitete Flugzeug minutenschnell abfangen, diesmal nicht rechtzeitig zur Stelle waren. Eine Sache, die tatsächlich Aufklärung verlangt, aber zugleich fragt man sich, warum es nicht möglich ist, bei solch einer Veranstaltung die Discokugel über den Köpfen abzustellen. So dreht sie sich nun wieder und wieder und findet kein Ende.
Was natürlich nicht grundsätzlich gegen das Symposium spricht, zu dem die international wirkende Initiative "9/11 Truth Alliance" eingeladen hat, um die Diskussion über die Hintergründe des Anschläge voranzutreiben, die Zweifel an der offiziellen Version zu begründen und darüber zu berichten, was man an weiteren Unstimmigkeiten gefunden zu haben glaubt.
Eine ähnliche Veranstaltung hatte es in diesem Sommer schon in der Humboldt-Universität gegeben. Auch Rechtsextremist Horst Mahler war damals dabei, was den Leuten der "Truth Alliance" gar nicht gefallen hat. "Ich muss draußen bleiben" steht nun vorsorglich auf einem innen aufgehängten Transparent zwischen Mahler-Fotos, und auch andere, offenbar dem schwergewichtigen Sicherheitspersonal wohl bekannte Personen, die Mahler geistig nahe stehen, dürfen gar nicht erst rein. Sollte sonst jemand mit unlauteren Absichten durchschlüpfen wollen, wird hoffentlich der Metalldetektor rechtzeitig piepsen. Und die Polizei ist ja auch noch da mit mehreren Mannschaftswagen.
Gebraucht wird sie nicht, denn das Publikum, das sich gegen 15 Uhr brav in Schlangen am Eingang einreiht und mit Tickets in einer "9/11"-Version der Dollarnote Einlass findet, ist von Radikalität weit entfernt. Misstrauisch ist man, das schon, gegenüber den Erklärungen aus dem Weißen Haus etwa, aber auf gutbürgerlich gesittete Weise. Und typisch ist nicht einer wie Klaus Hofmann, der einen Stammtisch unterhält, an dem auch Mahler mitunter sitzt. Typisch ist eher eine wie Eva Schmidt, eine ältere Dame, adrett, wie man so sagt, die mit ihrer Freundin gekommen ist und auch schon in der Humboldt-Uni dabei war. "Auf vieles bin ich selbst gekommen", beschreibt sie ihren Weg zum Zweifel. "Wie eine Inszenierung" sei ihr der 11. September erschienen. Die Abfangjäger, wo waren sie? Und schon nach zwei Tagen waren alle Attentäter bekannt? Und waren die Flugzeuge nicht vielleicht ferngesteuert? Mirko Balke, Student der Skandinavistik und Linguistik an der Humboldt-Uni, hat dagegen nicht eingeleuchtet, warum das Gebäude 7 des WTC, von den Türmen 200 Meter entfernt, noch eingestürzt ist. Später stießen er und die Kommilitonin Maria-Rose Schumann auf das 9-11-Buch "Painful Questions" des Amerikaners Eric Hufschmid, das sie in Eigeninitiative übersetzt und hier veröffentlicht haben (erhältlich über www. PainfullQuestions.de). "Schmerzhafte Fragen, nicht schmerzhafte Antworten" – Mirco Balke ist der Unterschied sehr wichtig. Gewissheiten hat auch er nicht zu bieten.
Auch die die Studentin Jennifer Timm aus Cincinnatti hat es ins Tempodrom verschlagen. Eines Antiamerikanismus ist sie nun wirlich nicht verdächtig. Im Gegenteil: Sich die Freiheit nehmen, Fragen zu stellen, das gehört für sie zur Demokratie. ac
Berliner Morgenpost, Montag, 08.09.2003
11. September: Mehr Fragen als Antworten[3]
Zum Attentat vom 11. September gebe es viele offene Fragen, hieß es von Seiten der weltweit agierenden Initiative "9/11 Truth Alliance". Wer nach Antworten suchte, war aber beim gestrigen Symposium "Unanswered Questions - demanding Answers" im Tempodrom falsch.
Die Organisatoren hatten sich im Vorfeld der Konferenz auf "zentrale Fragen" geeinigt, die sie der Öffentlichkeit präsentierten und deren Beantwortung sie fordern, so etwa das Versagen der Abfangjäger der US-Luftabwehr und die Handhabung der Warnungen, die im Vorfeld der Anschläge eingegangen waren.
Dazu sprachen unter anderem Cynthia McKinney, Abgeordnete im Kongress bis 2002 "und die erste US-Politikerin, die an der offiziellen Version zum 11. September gezweifelt hat" sowie der umstrittene Buchautor Mathias Bröckers ("11.9." und "Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11. 9.").
Die Referenten wiesen wiederholt darauf hin, dass man Fragen stellen wolle und von den Verantwortlichen fordere, die maßgeblichen Dokumente, die den Tathergang am 11. September belegen können, offen zu legen. Mathias Bröckers verwies auf die "vielen unterdrückten Beweise", die die Fragen nach dem Tathergang beantworten könnten. "Ich habe mir aber verkniffen, daraus Schlüsse zu ziehen", behauptete er, lieferte aber gleich drei Szenarien zum Terroranschlag nach: Entweder sei die Bush-Administration einfach von den Ereignissen überrascht worden. Oder sie habe davon Wind bekommen, aber den Anschlag zugelassen, weil er politisch opportun war. Oder aber es handle sich tatsächlich um eine inszenierte Tat. "Ich will mich da nicht festlegen, würde aber keinen müden Cent auf die erste Version wetten", so Bröckers. Ein Verschwörungsfazit, das bei den gut 200 Zuhörern bestens ankam. Bröckers hingegen monierte, von den Medien als Verschwörungstheoretiker, Fanatiker und Psychopath dargestellt worden zu sein, und wies diese Vorwürfe von sich. Co-Autor Andreas Hauß bezeichnete den Anschlag selbst als "Verschwörung", seine Ausführungen aber nicht als "Theorien". Er präsentiere ja schließlich "Fakten".
Das Symposium zum 11. September 2001 - ein einziges Fragezeichen. Und viele, die sich berufen fühlen, ihre eigene Antwort zu geben.
wick
Telepolis/Heise Magazin 08.09.2003
Truth Alliance international - Bei der 9/11 Tagung in Berlin ging es vor allem um Solidarität[4]
Von Anti-Amerikanismus seitens der Europäer könne also keine Rede sein. Genauso wie es für einen Bürger der Vereinigten Staaten nicht "unamerikanisch" ist, der eigenen Regierung gegenüber kritisch eingestellt zu sein. Und um klar zu machen, dass die Redner aus Übersee nicht nur Zaungäste sind, tauchte auf allen Plakaten und Handzetteln die 9/11 Truth Alliance international als Veranstalter auf. Die Solidarisierung ging sogar noch weiter: in Anlehnung an die bei unansweredquestions.com formulierten offenen beziehungsweise legitimen Fragen präsentierten die Referenten eine Liste von sieben Fragen, auf die sie sich geeinigt hatten.
Hier eine Kurzfassung:
Warum ist die US-Luftabwehr am 11. September 2001 nicht aktiv geworden? (Mike Ruppert, Nafeez Ahmed)
Welche Erkenntnisse hatten die Geheimdienste aus der Überwachung der Hamburger Terrorzelle vor deren Abreise nach den USA gewonnen? (Andreas Hauss, Daniel Hopsicker)
Warum wurden vor dem 11.9. fünf verschiedene FBI-Ermittlungen gegen Al-Qaida-Terroristen gestoppt? (Mike Ruppert)
Welches Ergebnis lieferte die Untersuchung auffälliger Börsengeschäfte (Insidergeschäfte) unmittelbar vor den Anschlägen? (Mike Ruppert, Nicholas Levis)
Warum überwies der Chef des pakistanischen Geheimdiensts 100.000 Dollar an Mohammed Atta? (Mathias Bröckers)
Welche Anschlagswarnungen erhielt das Weiße Haus im Sommer 2001? (Nicholas Levis, Andreas Hauss)
Waren die Flugschulen in Venice, Florida, an denen Atta, Alshehhi und Jarrah ausgebildet wurden, Teil einer US-Geheimdienstoperation? (Daniel Hopsicker)
Damit auch tatsächlich Antworten gefunden werden können auf diese sieben Fragen, richten sie sich an konkrete Personen wie zum Beispiel an Kay Nehm oder George Tenet, die möglicherweise über sachdienliche Informationen verfügen, diese der Öffentlichkeit bislang jedoch vorenthalten. Unter jeder Frage stehen die Namen der Referenten, die für die Frage verantwortlich zeichnen. Damit keiner auf den Gedanken kommt, alle in einen Topf zu werfen. Denn auch wenn sie alle an einem Tisch saßen, so vertraten sie nicht bis ins Detail dieselben Standpunkte. Leider sei es bei vielen Zeitungen und Fernsehsendern inzwischen üblich, Thesen unterschiedlicher Autoren zu vermengen und damit zu suggerieren, es handle sich um eine einheitliche Gruppierung (vgl.
Das Wort Verschwörungstheorie wurde auf der Tagung eher vermieden. Weil es im Lauf der Zeit eine negative Konnotation bekommen hat und spätestens seit dem 11. September 2001 dazu dient, unbequeme Zeitgenossen zum Schweigen zu bringen. Man muss sich nur mal die aktuelle Ausgabe des Spiegels ansehen, die da titelt: "Verschwörung 11. September. Wie Konspirations-Fanatiker die Wirklichkeit auf den Kopf stellen". Noch bevor man die Titelgeschichte gelesen hat, ist klar: hier wird abgerechnet. Mit allen, die in den Trümmern des 11. September 2001 herumgewühlt haben, weil sie sich nicht abspeisen lassen wollten mit den überraschend schnellen Schuldzuweisungen aus dem Weißen Haus. Natürlich ist das Spektrum der Fragesteller groß. Da gibt es umsichtige Rechercheure, die keine voreiligen Schlüsse ziehen, sondern erst mal ergebnisoffen Material sichten und Zeitzeugen befragen. Und dann gibt es Ideologen, die sich ein paar Details herauspicken, die in ihr Weltbild passen. Dazwischen liegen Welten.
Sehr viel offener als die deutsche Presse scheint die britische Presse zu sein. Jedenfalls veröffentlichte Blairs ehemaliger Umweltminister Michael Meacher am vergangenen Samstag in der englischen Tageszeitung The Guardian den Artikel
This war on terrorism is bogus. The 9/11 attacks gave the US an ideal pretext to use force to secure its global domination
Darin geht Meacher nicht nur ein auf die fragwürdigen Argumente für den Angriff auf den Irak, sondern auch auf die Merkwürdigkeiten des 11. September. Nicht zuletzt stellt Meacher die Frage nach den langfristigen Plänen der aktuellen US-Administration. Die habe laut Meacher nichts Geringeres als die Weltherrschaft im Visier, wobei der so genannte Krieg gegen den Terrorismus nur als Deckmäntelchen diene. Meacher hätte sicher seine Freude gehabt an der Eintrittskarte zum Berliner Symposium.
Scheindollar
Als Eintrittskarte diente eine zum Deceptiondollar umgestaltete Ein-Dollar-Note, und wenn es das Wort Petrodollar nicht schon gäbe, dann müsste man es angesichts der vielen winzigen Bohrtürme erfinden. Noch passender wäre allerdings die Bezeichnung Scheindollar, denn sowohl die Kopf- als auch die Zahlseite strotzen vor Hinweisen auf Desinformation, Ablenkungsmanöver und Lügen aller Art. Und damit jeder weiß, wer hinter "The New World Order" steckt, blickt statt George Washington ein missmutiger George W. Bush aus dem dunklen Oval. Hinter seinem Rücken schweben die schattenhaften Visagen von Donald Rumsfeld und Dick Cheney, betitelt wird das Triumvirat als "International Terrorists".
Auf der Rückseite sind in die Zahlen 9-11 die Buchstaben CIA eingearbeitet, darüber wird verkündet "In Fraud We Trust". Im ornamentalen Dickicht mehr oder weniger gut versteckt sind eine ganze Reihe von Firmennamen (Enron, Raytheon, The Carlyle Group, Unocal, Amoco, Gulf, BP, Arco, Lockheed Martin, Bechtel, Halliburton sowie das Logo von Shell). Über der Pyramide mit dem göttlichen Auge, das die Erdkugel ins Visier genommen hat, steht "Totalitarian Information Awareness", ganz klein, an der Basis "Vulnerable" und etwas größer "Big Brother is watching you" sowie "New World Order" - und der doppelköpfige Adler, zu dessen Häupten das Pentagon schwebt, hält statt der sonst üblichen Zweige und Blitze ein paar Spritzen, Mohnblumen und Raketen in seinen Klauen. Und in den Ecken, jeweils unter 9-11 steht abwechselnd "Cheney Did It" und "Bush Knew".
Außerdem prangt auf beiden Seiten der One-Deception-Note eine Armada von URLs, die in Anspielung auf die Formulierung "Legal Tender" (gesetzliches Zahlungsmittel) angekündigt werden als "This note contains websites which expose tender, public and private truths about 9-11 and the war on freedom":
911pi.com, Sigacanada.com, deceptiondollar.com, onlinejournal.com, infowars.com, oilempire.us, legitgov.org, thewaronfreedom.com, 911dossier.co.uk, madcowprod.com, communitycurrency.org/9-11.html, unansweredquestions.org, 911-strike.com, ratical.org/ratville/CAH, cooperativeresearch.org globalfreepress.com, copvcia.com, globalresearch.ca, questionsquestins.net, whatreallyhappened.com, truth-now.com, gnn.tv
Damit ist die Beschreibung des Scheindollars zwar nicht vollständig, die Botschaft dürfte aber klar geworden sein. Katja Schmid
junge welt -09.09.2003
Wahrheit unter Verschluß[5] Symposium in Berlin: Experten und Journalisten forderten Aufklärung über 11. September
»Diese Leute stehen mit dem Rücken zur Wand und werden fuchtig - der Spiegel, Leyendecker und andere«, bemerkte Andreas Hauß, der gemeinsam mit Matthias Bröckers das Buch »Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11. 9.« verfaßt hat. Ekkehard Sieker, der für das ARD-Magazin Monitor Fälschungen bei der Übersetzung eines Bin-Laden-Videos aufgedeckt hat, warf dem Spiegel »Inquisitionsmethoden« vor. Alle Zweifler würden zu Paranoikern erklärt, womit sich das Magazin vom kritischen und unabhängigen Journalismus verabschiedet habe. Die etablierten Medien verzichteten mit wenigen Ausnahmen auf eine kritische Berichterstattung, um statt dessen »mit Eifer auf die Kritiker einzuhauen«. Nicholas Levis, einer der Veranstalter des Symposiums, hielt dem Spiegel sogar vor, sich zum Sprachrohr Washingtons machen zu lassen. Levis meinte, die deutschen Medien sollten die Beweise der US-Regierung ebenso prüfen wie die Behauptungen der Menschen, die Zweifel an der offiziellen Version haben.
Der Spiegel will an drei Beispielen nachgewiesen haben, daß Autoren Zeugenaussagen nicht überprüft, nicht berücksichtigt oder sogar verfälschend wiedergegeben haben. So sei etwa die Behauptung, sieben der mutmaßlichen Attentäter seien noch am Leben, falsch. Die Personen, die sich nach den Anschlägen bei diversen Zeitungen gemeldet hätten, trügen lediglich dieselben Namen wie die Terrorpiloten. Auch im Zusammenhang mit der Behauptung, nicht Flugzeuge, sondern Marschflugkörper seien in das Pentagon und in Pennsylvania abgestürzt, spricht das Magazin von »Manipulationen«.
»Wo liegt die Beweislast?« fragte Hauß und gab gleich selbst die Antwort: »Die USA haben die Beweislast.« Demgegenüber sei es das Ziel der Kritiker, lediglich aufzuzeigen, »daß an einigen Punkten etwas nicht stimmt«. Wenn die entscheidenden Dokumente und Unterlagen veröffentlicht würden, könnten die entscheidenden Fragen zum 11.September beantwortet werden, ergänzte Bröckers. Nach wie vor unbeantwortet sind beispielsweise folgende Fragen: Warum hat die US-amerikanische Luftabwehr am 11.September vollends versagt? Warum war das Einschlagloch im Pentagon um vieles kleiner als die Ausmaße der angeblich eingeschlagenen Boeing 757? Was hat es mit den Börsengeschäften auf sich, die im Vorfeld des 11.September getätigt wurden und bei denen auf Verluste von US-Fluglinien und im Word Trade Center ansässiger Unternehmen spekuliert wurde?
Am Sonntag vormittag einigten sich die Teilnehmer der Tagung auf sieben Fragenkomplexe, zu denen Auskunft von Regierungen und Ermittlungsbehörden in den USA und Deutschland verlangt werden soll: Zugänglich gemacht werden sollen der aufgezeichnete Funkverkehr und die Radaraufzeichnungen sowie die rekonstruierten Passagen der Voice-Recorder-Aufzeichnungen aus den abgestürzten Flugzeugen, die Passagierlisten im Original und die Videoaufzeichnungen der Flughäfen, in denen die mutmaßlichen Attentäter die Flugzeuge bestiegen haben, die Aufzeichnungen des Pentagons und eines gegenüber gelegenen Hotels. Ebenso die Einsatzpläne der Flugsicherheit, ein Presidential Daily Briefing von Anfang September und die geschwärzten Passagen des Kongreßreports zum 11.September. Veröffentlicht werden sollen ferner die Erkenntnisse der deutschen und US-Dienste zu den Hamburger Attentätern und den Flugschülern in den USA sowie die von der US-Regierung befreundeten Staaten übergebenen Beweise für die angebliche Täterschaft Osama bin Ladens.
»Wir wissen nicht, wer es war«, bekannte Ekkehard Sieker, »aber die, die behaupten, wer es war, sollen ihre Fakten auf den Tisch legen.« Daß die Recherchen über die Widersprüche des 11. September, die am Sonntag vorgestellt wurden, auf Indizien und Spekulationen beruhen, versteht sich angesichts der von der US-Regierung verhängten Informationssperre fast von selbst. Daß diese Theorien wohl ebenso voller Widersprüche stecken wie die offizielle Version, kann deshalb nicht wirklich überraschen.
junge welt, 10 Sept. 2003, Interview
Fragen zum 11. September 2001: Alles nur Verschwörungsparanoia?[6] jW sprach mit Buchautor Mathias Bröckers
- Von Mathias Bröckers (49), ehemals taz-Redakteur, und Andreas Hauß ist im Juli das Buch »Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9.« erschienen
F: Herzlichen Glückwunsch! Sie und andere »Konspirationsfanatiker« haben es diese Woche bis auf das Titelbild des »Spiegel« geschafft. Zum letzten Mal hat das jemand aus der linken Schmuddelecke meines Wissens 1987 hinbekommen – damals war es die »grüne Fundamentalistin« Jutta Ditfurth.
Meine Freude hält sich in Grenzen. Allerdings spricht die Spiegel-Geschichte für sich. Die Leser sind nicht so blöde und werden die Absicht des Ganzen durchschauen.
F: Die Mannschaft von Chefredakteur Stefan Aust teilt heftig aus. Ihnen, Exminister Andreas von Bülow und WDR-Filmemacher Gerhard Wisnewski werden wahlweise »Amoklauf« und »absolute Ahnungslosigkeit« unterstellt, sie arbeiteten an einem »Panoptikum des Absurden«.
Warum? Weil wir Fragen stellen und auf die offenen Widersprüche der offiziellen Version zum 11. September aufmerksam machen? Das soll untergebuttert und lächerlich gemacht werden. Was die Recherchen von Andreas Hauß und mir angeht, so hat die Spiegel-Redaktion drei Punkte gefunden, an denen sie etwas auszusetzen haben – die 500 weiteren spannenden Punkte, auf die wir aufmerksam machen, werden ignoriert.
F: Im Zentrum der Spiegel-Kritik steht Ihre Recherche, wonach einige der angeblichen Selbstmordbomber noch am Leben sein könnten. Das interessiert auch die junge Welt, denn wir hatten Ende Juli mit Bezug auf Sie einen Aufmacher unter dem Titel »Fünf Leichen wohlauf« gebracht.
Genau. Der Spiegel hat herausgefunden, daß es sich bei zwei der laut unserer Nachforschungen noch Lebenden um Verwechslungen handelt. Die wirklichen Attentäter seien demnach tatsächlich bei den Anschlägen ums Leben gekommen. Der eine, der sich nach dem 11. September gemeldet hat und von uns angeführt wurde, trage einen ähnlichen, nicht aber denselben Namen wie der Selbstmordbomber. Der andere habe zwar denselben Namen, sehe aber ganz anders aus, wie sich beim Fotovergleich zeigt. Ich habe sofort mit unserem Verlag telefoniert, und wir sind übereingekommen, diese beiden offensichtlichen Verwechslungen in künftigen Auflagen zu korrigieren.
F: Warum so schnell? Bei der Namensverwechslung hat der Spiegel wohl recht. Aber der Fotovergleich im zweiten Fall überzeugt nicht gerade: Der von Ihnen gefundene lebende Said al Ghamdi, ein saudischer Pilot, sieht gar nicht so anders aus als der vom FBI als Attentäter identifizierte Mann gleichen Namens, jedenfalls, wenn man sich den Schnauzer und die schicke Uniform wegdenkt. Das müßte man noch mal recherchieren. Der Spiegel jedenfalls hat nicht den Piloten gefragt, ob das jetzt auf der FBI-Liste verwendete Attentäter-Foto seines ist oder nicht, sondern nur den Reporter, der den Piloten interviewt hat. Der sagt: »Der Ghamdi auf dem Foto ist nicht der Pilot, mit dem ich geredet habe.« Das würde man aber gerne von Ghamdi selbst hören.
Genau. Und überdies stellt sich die Frage, wie CNN nach dem 11. September das falsche Foto des Piloten verwenden konnte. Wer hat es CNN zugespielt? Offensichtlich galten alle Araber als verdächtig, die einmal in den USA Flugunterricht genommen haben, und so hat man wahlweise zunächst den einen auf die Liste gesetzt und dann, nachdem dieser dementiert hat, ein anderes Bildchen genommen. Vor allem aber: Der Spiegel will uns bei zwei der »lebenden Leichen« der schlampigen Recherche überführt haben. Was aber ist mit weiteren vier der angeblichen Attentäter, die sich nach dem 11. September gemeldet und gegen ihre Nennung auf der Fahndungsliste protestiert haben?
F: Immerhin hat Sie Spiegel-TV am Montag abend ins Studio eingeladen.
Das Spannendste kam hinterher. Die Kameras waren aus, wir saßen gemütlich beisammen und rauchten, und die Spiegel-Leute sagten zu mir: Richtig interessant an eurem Buch ist ja die Geschichte, daß die Selbstmordbomber wahrscheinlich gar nicht fliegen konnten. Ich entgegnete: Ja, warum habt ihr das denn nicht geschrieben?
Stuttgarter Zeitung, 09.09.2003
Sieben Fragen und viele simple Antworten[7] In Berlin haben sich die Verschwörungstheoretiker getroffen
Nichts ist mehr so, wie es war, haben die Politiker nach den Anschlägen vom 11. September gesagt. Nichts war so, wie es angeblich war, sagen die Verschwörungstheoretiker. Kurz vor dem Jahrestag der Attentate haben sie Hochkonjunktur.
Zwei Mannschaftswagen der Polizei sind aufgefahren. Daneben steht ein dunkler Opel. Drinnen sitzen betont unauffällige Herren mit Sonnenbrillen auf der Nase. Weiß-rote Eisengitter stehen bereit. Dabei geht es doch so friedlich zu an diesem Tag vor dem Tempodrom in Berlin. Ein großes Plakat verkündet: "Keine Gewalt". Daneben hängt das regenbogenfarbene Friedenszeichen. Auch den rechtsradikalen Anwalt Horst Mahler, der im Sommer eine ähnliche Veranstaltung gestört hatte, wollen die Verantwortlichen nicht haben. "Ich muss draußen bleiben" verkündet ein Anti-Mahler-Transparent. Geduldig wartet eine lange Schlange auf Einlass zu dem Symposion "Unanswered questions - demanding answers" - unbeantwortete Fragen, die nach Antworten verlangen.
Jeder Besucher wird mit Metalldetektoren sorgfältig abgesucht. Dann ist Taschenkontrolle angesagt. Bullige Sicherheitsleute achten penibel darauf, dass niemand bei den Kontrollen durchrutscht. So stehen immer noch einige Dutzend draußen, als drinnen schon der erste Redner die ersten Fragezeichen hinter die offizielle Version der USA über die Attentate vom 11. September vor zwei Jahren setzt. Das Treffen all derer, die Zweifel haben, Ängste und Fragen, aber auch derer, die alte Vorurteile bestätigt sehen, die die USA schon immer als Hort des Bösen ansahen, hat zusätzliche Aktualität bekommen, weil der "Spiegel" dem Treiben der Verschwörungstheoretiker eine Titelgeschichte gewidmet hat und kein gutes Haar an ihnen und ihren Theorien lässt.
Vielleicht 300 Männer und Frauen aller Altersgruppen hat es in die kleine Arena des zirkuszeltartigen Tempodroms gezogen. Elf Euro Eintritt ist ihnen das Ereignis wert. Das Publikum ist bunt gemischt: Junge Leute mit flammend rotem Irokesenschnitt sind ebenso vertreten wie biedere ältere Damen, die die Handtaschen resolut umgeschnallt haben, Männer mit weißer Bartkrause und Sandalen ebenso wie Herren in teuren Jacketts mit Lederflecken auf den Ellenbogen.
Journalisten, Politiker, Wissenschaftler, Geheimdienstexperten aus Deutschland, den USA und Großbritannien wollen mit dem Symposion Zweifel an der offiziellen Darstellung der Vorgänge vom 11. September 2001 schüren. Aber erst verteidigen sie sich gegen die Vorwürfe des "Spiegels", nicht die USA, sondern sie selbst hätten gefälscht und manipuliert. Der "Spiegel" habe sich zum Sprachrohr Washingtons gemacht, tönt einer der Veranstalter. "Die deutschen Medien sollten die Beweise der US-Regierung ebenso prüfen wie die Behauptungen derer, die Zweifel an der offiziellen Version haben", sagt Nicholas Levis unter großem Beifall. Der TV-Journalist Ekkehard Sieker wirft dem Hamburger Magazin sogar Inquisitionsmethoden vor. Zweifler würden kurzerhand zu Spinnern erklärt.
Der "Spiegel" hatte in seiner Titelgeschichte Buchautoren, die mit ihren Verschwörungstheorien Kasse machen, vorgeworfen, dass sie falsche Zusammenhänge hergestellt, Zitate verfälscht und unzulässige Bezüge hergestellt hätten. Das wollten die Veranstalter natürlich nicht gelten lassen.
Im Vorfeld des Symposions hatten sie sich darauf verständigt, sich auf sieben angeblich unbeantwortete Fragen zu konzentrieren: Warum ist am 11. September die US-Luftabwehr nicht aktiv geworden? Welche Erkenntnisse hatten die Geheimdienste über die Hamburger Terrorgruppe vor deren Abreise in die USA? Warum wurden fünf einschlägige Ermittlungsvorgänge beim FBI vor dem 11. September gestoppt? Welches Ergebnis hatten die Nachforschungen nach einigen undurchsichtigen Börsengeschäften im Zusammenhang mit dem 11. September? Warum überwies der pakistanische Geheimdienst dem Attentäter Mohammed Atta 100 000 Dollar? Welche Anschlagswarnungen gab es vor dem 11. September? War die Flugschule in Florida, in der Atta und seine Kumpane ausgebildet wurden, in US-Geheimdienstaktivitäten verwickelt?
Die Antworten, die sie geben, stehen meist schon in ihren Büchern, mit denen sie seit den Anschlägen Kasse machen. Mathias Bröckers, früherer "taz"-Redakteur, der im US-Präsidenten George W. Bush den "eigentlichen Wiedergänger Hitlers" sieht, spricht von unterdrückten Beweisen und liefert drei mögliche Tatszenarien: Die US-Regierung wurde von den Anschlägen überrascht; sie habe vorher davon erfahren, aber nichts getan, weil ihr die Anschläge politisch ins Konzept passten; es war eine von den USA inszenierte Tat. "Ich will mich nicht festlegen. Aber ich würde keinen Cent auf die erste Version wetten." Eine ältere Dame nickt: "Den Amerikanern glaube ich überhaupt nichts." Ein jüngerer Mann mit Tätowierungen auf den prallen Oberarmen ergänzt: "Von denen werden wir doch verscheißert."
Vor dem Saal werden Bücher verkauft, auch das von Bröckers. Rund 130 000 Exemplare hat der Verlag angeblich bereits abgesetzt. Der frühere Forschungsminister Andreas von Bülow, der nach dem Rückzug aus der Politik ins Abseits abgedriftet ist, hat es sogar auf Platz drei der "Spiegel"-Bestsellerliste gebracht mit seinem Buch "Die CIA und der 11. September". Das Werk des TV-Journalisten Gerhard Wisnewski "Operation 9/11" erreichte binnen drei Wochen die vierte Auflage. Arnold Schölzels Buch "Das Schweigekartell" ist immerhin auch schon in der zweiten Auflage erschienen.
Sie verkaufen sich alle gut, die Strickart ist gleich: Ungeklärte Details werden herausgegriffen, vermeintliche Unstimmigkeiten zusammengemixt, nicht ins Raster passende Aussagen notfalls passend gemacht. Mit Erfolg: laut einer Forsa-Umfrage glauben 19 Prozent der Deutschen daran, dass die USA in die Anschläge verwickelt sind. Bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 31 Prozent. Der Bamberger Kommunikationswissenschaftler Rudolf Stöber hat eine Erklärung für den Boom der Verschwörungstheorien: "Der 11. September ist so irrational. Wir sind aber so erzogen, dass es eine rationale Lösung geben muss, und suchen deshalb danach." Der Münchner Sozialpsychologe Heiner Keupp erklärt den Verschwörungsboom: "Wenn die USA von einer ,Achse des Bösen" sprechen, brauen sie selbst ein ähnliches Gebräu."
Doch während die Teilnehmer des Symposions noch eifrig diskutieren, ist schon wieder ein neues Verschwörungsbuch auf dem Markt: "Wie die US-Regierung den Angriff provozierte, rechtzeitig informiert war und 2476 Bürger sterben ließ". Aber diesmal geht es um Pearl Harbour am 7. Dezember 1941, nicht um New York am 11. September 2001.
Leipziger Volkszeitung, 8 Sept. 2003
Welterklärung unter der Diskokugel [8]
"Da ist doch bestimmt 'ne Bombe drin, gucke." Der Witzbold, der es irgendwie geschafft hat, an den Bodyguards am Eingang vorbei zu kommen, spaziert mit seiner Digitalkamera durch die Stuhlreihen und lässt die allgemeine Anspannung hochgehen. "Hier der da ...", raunt er mit Insider-Gesichtsausdruck. "Der ist vom pakistanischen Geheimdienst".
Sonntagnachmittag in Berlin. Vor Schönwetterwolken schaukeln Heißluftballons. Unten patroullieren Polizisten. Und im Berliner Tempodrom hat die weltweit agierende Initiative "9/11 Truth Alliance" zum Symposium geladen. Bis tief in die Nacht geht es um Fragen zu den Terroranschlägen des 11. September 2001. Versammelt haben sich Journalisten, Politologen, Geheimdienst-Experten und Autodidakten aus den USA, Großbritannien, Deutschland und Italien. Medien von ZDF bis "Radio Multikulti" beobachten. Mehrere Hundert Zuhörer haben Eintritt bezahlt. Als Tickets werden Dollarnoten mit Bush-Konterfei und 9-11-Aufdruck verteilt. Auch drinnen herrscht nicht unbedingt Seminar-Atmosphäre. An der Decke der kleinen Arena dreht sich eine Diskokugel. Drunter herrscht Neugier, nicht Aufruhr. "Solange Beweise wie die Passagierlisten der Unglücksmaschinen zurückgehalten werden, bin ich misstrauisch", sagt der Berliner Peter Platiel. Das gilt für die meisten, die stundenlang ausharren. Nur wenige Spinner sind gekommen. Neo-Nazis wie Horst Mahler mussten draußen bleiben.
Das Thema hat einen Sog. Zwei Jahre nach den schlimmsten Anschlägen der amerikanischen Geschichte rumort es in der Informationsgesellschaft. "9/11" - längst ist das Datum der Tragödie zum Logo für Verunsicherung geworden. Die Trennlinie zwischen Fakt und Fiktion zerfranst im Stakkato der widersprüchlichen Meldungen. Laut "Zeit"-Umfrage glauben nur 27 Prozent der Deutschen, dass die Medien die ganze Wahrheit über die Anschläge aufgedeckt haben. Gar 31 Prozent der Unter-30-Jährigen hält eine Verstrickung der US-Regierung für möglich. Längst hat das Unbehagen die Nischen des Cyberspace verlassen und stapelt sich in Buchläden.
Fragen wollen die Autoren nach eigenem Bekunden stellen, bereits die Titel suggerieren Antworten. "Die CIA und der 11. September" hat der Ex-SPD-Minister Andreas von Bülow sein Werk genannt. "Operation 9/11 - Angriff auf den Globus" heißt das Buch des WDR-Redakteurs Gerhard Wisnewski. "Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11. 9" haben der Ex-taz-Redakteur Mathias Bröckers und Andreas Hauß ausgemacht. Die Bücher verkaufen sich wie warme Semmeln.
Tatsächlich trägt die erste offizielle Version der Anschläge schon lange Risse. Dass Osama Bin Laden aus einer Höhle am Hindukusch 19 Selbstmord-attentäter in die Spur schickte und sämtliche Geheimdienste kalt erwischte, verweisen inzwischen selbst Regierungsleute in 1001 Nacht. Was geschah wirklich? Wer wusste wann was? Es gibt noch viel zu tun. Ein Großteil der Autoren tut zu viel. Statt die Lücken aufzudecken, und mit eignen Recherchen aufzufüllen, fischen sie in der Nachrichtenflut und basteln an Fantasien bis hin zur Super-Verschwörung mit ferngelenkten Drohnen. Fantomas ist zurück.
Da freut sich der "Spiegel", der in Sachen 11. September zwar schon länger den Kollegen aus Großbritannien und den USA hinterherhinkt, im aktuellen Heft aber zum Rundumschlag ausholt. "Verschwörung 11. September" titelt das Blatt und zeigt "Wie Konspirations-Fanatiker die Wirklichkeit auf den Kopf stellen." Widerlegt wird da die eine oder andere wirre Legende - etwa die von Attentätern, die sich nach dem 11. September lebend gemeldet hätten. Doch das Magazin arbeitet wie die meisten der kritisierten Autoren. Man pickt die absurden Rosinen aus Dutzenden von Ungereimtheiten und subsumiert den Zweifel gleich komplett unter Paranoia.
Das sitzt bei den Diskutanten im Tempodrom und verscheucht die Contenance. "Marginales Gestänkere an Details" sei das, findet Bröckers. Co-Autor Hauß spürt "primitive Anpinkelei". Viele Zuhörer sind genervt. "Statt die versprochenen neuen Recherche-Ergebnisse bekommen wir hier nur Reaktionen auf den ,Spiegel'-Bericht, ärgert sich der Potsdamer Ted Zilinski. Eine "typisch deutsche Debatte", sagt der Amerikaner Nicolas Levis vom Veranstalter "9/11 Truth Alliance". Die Fragen würden weltweit gestellt, "nicht nur hier". Etwa die nach dem kompletten Versagen der Flugabwehr.
Ein Thema das beim "Spiegel" nicht vorkommt. Dafür im Tempodrom. Aber das haben die meisten Journalisten bereits verlassen, als der aus Bangladesh stammende junge Brite Nafeez Ahmed ans Eingemachte geht. Der Mann leitet in Brighton das Institut for Policy Research & Development. Bröckers, Bülow und Co, stehen weit oben in den Bestsellerlisten. Sein akribisch recherchiertes Buch rangiert beim Online-Buchhändler Amazon auf Platz 812.
Jürgen Kleindienst
Neues Deutschland, 9 Sept. 2003
Mahler soll draußen bleiben [9] Vom 11. 9. 2001 lebt eine eigene Buchindustrie. Im Tempodrom gab sie sich seriös Von Matthias Heine
Der Markt für Bücher über die "Hintergründe" des 11. September 2001 boomt. Theorien aus dem Internet gelangen heute schnell zwischen Buchdeckel. Am Sonntag fand im Tempodrom eine Art Messe der gängigen Konspirationstheorien statt.
Vor dem Tempodrom stehen zwei dicke, nachlässig gekleidete Männer, denen man ansieht, dass sie viel einsame Zeit vor dem Computer verbringen. "Ich habe das mal recherchiert", ruft der eine. "Ich habe jetzt 30 Bücher zu dem Thema gelesen", sagt der andere. Sie fachsimpeln über die vermeintlichen verborgenen Wahrheiten hinter den Anschlägen auf das World Trade Center vom 11. September 2001 mit der gleichen Mischung aus Leidenschaft und Konsumentenskepsis wie sonst über Prozessoren. Dann gehen sie hinein und besuchen eine Messe, die Ihresgleichen über das Angebot auf dem Verschwörungsmarkt informiert.
Das Tempodrom ist so etwas wie der halboffizielle Tanzpalast der Grünen. Im Gebäude spiegelt sich die Parteigeschichte: Früher alternatives Zelt, heute Beton in SPD-Nähe. Manches auf diesem Enthüller-Kongress erinnerte an die Anfänge der Grünen, als in einem losen Bündnis aus Modernitätsskeptikern zunächst viele Spinner mitmischten, die später im Zuge der Professionalisierung ausgeschieden wurden.
Inmitten eines solchen Reinigungsprozesses befindet sich offenbar auch die Szene, deren Grundthese, die US-Regierung könne möglicherweise selbst hinter den Anschlägen stecken, mittlerweile knapp 20 Prozent aller Deutschen teilen. Einige der am besten widerlegten Legenden rund um den 11. September sind zumindest auf dem Hauptpodium der Konferenz tabu: Keiner behauptet hier mehr, dass die Flugzeuge leer und ferngesteuert waren, dass ins Pentagon in Wirklichkeit eine Cruise Missile einschlug oder dass keine Juden unter den Opfern gewesen seien.
Auch einige der halbseidensten "Experten" fehlen: Der Ex-Diplomat Andreas von Bülow, der die Wahrheit per Einfühlung ergründen will, oder der Zitatverstümmler Gerhard Wisnewski. Am Eingang hängt ein Steckbrief mit Fotos des Rechten Horst Mahler, darauf steht: "Ich muss draußen bleiben." Und der Moderator Nicholas Levis distanziert sich von Rassismus und Rechtsradikalismus. Er hebt dabei theatralisch die Stimme.
Später sieht man den mephistophelisch frisierten jungen Mann mit den weißen Wimpern mit einem hochsymbolischen Wecker in der Hand herumlaufen. Er legt dieses Requisit auch nicht aus der Hand, als er einen "Panorama"-Journalisten wegen "allzu offensiver Fragen" rauswerfen lässt. Die schrankbreiten Männer des Sicherheitsdienstes sind sehr zahlreich. Mit solch einem Aufwand hätten sich die Anschläge auf die Twin Towers vielleicht verhindern lassen. Aber wovor haben die Kongressveranstalter Angst? Vor Horst Mahler? Vor Amok laufenden "Spiegel"-Redakteuren, die mit ihren Laptops um sich schlagen?
Auf dem Podium fällt oft das Wort "Inquisition", wenn von den feindlichen Medien die Rede ist. Für Inquisitionsopfer sehen die hier Versammelten sehr wohlgenährt aus. Sie alle haben ein einträgliches Gewerbe aus ihrer Skepsis gegenüber der "offiziellen Wahrheit" gemacht: Der Amerikaner Michael Ruppert, der Brite Nafeez Ahmed, der WDR-Journalist Ekkehard Sieker, ein enger Mitstreiter Wisnewskis - gemeinsam wollten sie 1992 schon einmal nachweisen, dass die 3. Generation der RAF eine Erfindung deutscher Polizisten war.
Nur der Bestsellerautor Mathias Bröckers wirkt, als wüchse ihm der Erfolg seiner Gedankenspielereien in der altlinken Nische mittlerweile über den Kopf. "Ich bin eigentlich kein investigativer Journalist", betont er sanft, während sein Co-Autor Andreas Hauß ehrlich entrüstet fragt: "Hätten wir etwa BBC-Meldungen hinterherrecherchieren sollen?" Das Publikum klatscht belustigt.
Es sind junge Menschen, die ihren Antiamerikanismus bei den jüngsten Demonstrationen im Frühjahr gefestigt haben, Frauen mittleren Alters mit ihrer besten Freundin, die sonst gemeinsam in französische Filme gehen, weil sie Hollywood verachten, und grauhaarige Hippies, auf deren Jutetaschen das Wort "Cultur" als Parodie des Coca-Cola-Logos gedruckt ist. Aber auch ganze Sippen machen Familienausflüge in die Konspiration: Vater und Mutter, die noch in der DDR gelernt haben, "den Amis" alles zuzutrauen, und ihre fast erwachsenen Kinder, die sich noch nicht zwischen den Internet-Angeboten der Rechten und der Linken entschieden haben.
Gemeinsam ist ihnen allen ein Weltbild, das Widersprüchlichkeit nicht als Ausdruck der antagonistischen Vielfalt des Lebens begreift, sondern als Beweis für die große Verschleierung. Die tatsächlichen Lügen, bei denen Blair und Bush ständig ertappt werden, interpretieren sie nicht als Zeichen für die Unfähigkeit politischer Bürokratien zur langfristigen Konspiration, sondern als Bestätigung ihres Verdachts.
Man schafft diesen Verdacht nicht aus der Welt, indem man seine Teilhaber als Spinner abtut und dann über die psychologischen und volkspädagogischen Voraussetzungen des Verschwörungsbooms schwadroniert. Hinter solchen Tiraden wittern Skeptiker nur die Eifersucht professioneller Wahrheitskontrolleure, die ihr Monopol in Gefahr sehen. Nötig wären Rechercheure, die die ganzen Hinweise auf vermeintliche "Ungereimtheiten" so akribisch widerlegen, wie es andere mit der "Auschwitzlüge" getan haben. Der dicke Mann vor dem Tempodrom hat bestimmt noch Platz für ein 31. Buch im Regal.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/politik/275251.html
- ↑ http://www.archiv.tagesspiegel.de/archiv/08.09.2003/733761.asp#art
- ↑ http://morgenpost.berlin1.de/inhalt/berlin/story627723.html
- ↑ http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/konf/15584/1.html
- ↑ http://www.jungewelt.de/2003/09-09/010.php
- ↑ http://www.jungewelt.de/2003/09-10/018.php
- ↑ http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/499738
- ↑ http://www.lvz-online.de/lvz-heute/66833.html
- ↑ http://www.google.de/search?q=cache:5RCASo7isDAJ:www.respectabel.de/ aktueller_pressespiegel/aktuell.htm+levis+tempodrom&hl=de&ie=UTF-8